In der Hochphase der Weimarer Republik standen deutsche Wissenschaftler mit ihren Kollegen in der Sowjetunion in engem Kontakt.
Sie tauschten Bücher und Druckschriften, schrieben in den Zeitschriften des anderen Landes, trafen sich auf inter- oder binationalen Konferenzen,
veranstalteten gemeinsame Forschungsexkursionen, unterhielten gar eine Reihe von wissenschaftlichen Organisationen, die unter gemeinsamem Namen firmierten.
Doch schon Ende der 1920er Jahre rissen viele der Beziehungen ab. In der Sowjetunion setzte eine Verfolgungswelle ein, der auch viele "bürgerliche" Wissenschaftler zum Opfer fielen,
außerdem wurde in Deutschland die Forschungsförderung in der Wirtschaftskrise heruntergefahren, so dass viele Projekte nicht mehr finanziert werden konnten.
Mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde diese Entwicklung noch beschleunigt, da den Nationalsozialisten die "jüdischen Bolschewisten",
die in der Sowjetunion herrschten, als Feinde galten, die zudem dem legitimen Streben der Deutschen nach "Lebensraum im Osten" im Wege stünden.
Als Stalin und Hitler im August 1939 jedoch völlig überraschend einen Nichtangriffspakt schlossen,
sahen einige Wissenschaftler darin eine Chance, alte Beziehungen wieder aufleben zu lassen.
Johannes lädt uns ein, diesen Spuren seiner Magisterarbeit zu folgen, und zu erkunden, wie die deutsche Politik diesen Plänen gegenüberstand und welche konkreten Schritte unternommen wurden,
neue Kooperationsprojekte ins Leben zu rufen.
Anhand von Archivmaterial wollen wir gemeinsam versuchen, etwas über Akteure,
Interessen und Ergebnisse in dieser interessanten Phase deutsch-sowjetischer Zusammenarbeit herauszufinden.